Die Frankfurter Rundschau steht vor der Insolvenz und die
FAZ titelt
Die Geschichte des Niedergangs der „Frankfurter Rundschau“ ist eine
spezielle, von der man nicht aufs Allgemeine schließen sollte.
während
andere Medien fragen, ob dies wohl der Beginn des Zeitungssterbens sei.
Die Kollegen empören sich, in und zwischen den Zeilen lauert die Frage "Wie konnte das passieren?"
Das kann Ich nicht beantworten. Ich bin Kein Zeitungsmensch, habe von dieser Branche überhaupt keine Ahnung.
Als mitte-links-liberaler, junger Bürger gehöre Ich allerdings zur Zielgruppe. Was Ich also bieten kann, ist eine Perspektive "von unten":
Einig sind sich die Medien vor allem in einem: Linksgerichtet oder nicht, eine Zeitung muss sich verkaufen.
Stellt sich also die Frage: Wer ist die Zielgruppe, und warum kaufen die das Blatt nicht.
Die Linksliberalen. Die sind es.
Und sehen wir es doch ein, der wohlhabende links angehauchte Mittelschichtler 35+ mit Geld für ein Abo braucht heutzutage keine Zeitung mehr, um das liberale Gewissen zu besänftigen. Physisch, wie technisch. Mit Grünen und Piraten sind linke Ansichten salonfähig geworden. Öko, Alternative, Integration und alle anderen Heimspiele der linksliberalen finden heutzutage in den Medien der gemäßigten Mitte statt und haben sich unter der nächsten potentiellen Käuferschicht, gut augebildete Studenten, regelecht zur Kultur entwickelt, die von und in sich selbst lebt.
Die TAZ, werden jetzt viele sagen, DIE hat doch noch Leser.
Das stimmt, doch die hat auch Probleme. Nicht umhin hat die TAZ kürzlich mit dem freiwilligen Bezahldienst
Flattr experimentiert.
Zudem bedient die TAZ schon allein aus strukturellen Gründen das Image der hippen, jungen Berliner Zeitung und ist im vergleich doch um einiges schneller mit dem erhobenen Finger der linken Hand.
Das kann die FR als gemäßigte Zeitung aus Mitten der "Deutschen Zeitungsstadt" einfach nicht bieten. Oberflächlich, aber Realität.
Der Rest: Beim ehemals zahlenden Publikum ist die linksliberale Zielgruppe entweder im Wohlstand aufgelöst oder zum Steine werfenden Schwarzfront Krawallo verhärtet.
Eine Abstufung gibt es zwar, doch die Kastorprotestierer abonnieren nicht. Arme Menschen auch nicht.
Ein weiterer Aspekt ist natürlich das Netz.
Hier ist für jede gewünschte Abstufung links, rechts, oben, unten, etwas zu finden und nicht zu knapp.
Und hier wird das Zeitungssterben herausbeschworen. Wahr. Doch nicht endgültig. Das Netz ist zwar praktisch, doch auch anstrengend. Die erfahrenenren Nutzer werden merken(und tun dies), dass es ungleich schwieriger ist, Information zu kreiren, statt sie zu konsumieren und zu bewerten.
Das geht zur Zeit noch gut. Content Agregatoren wie die
Huffington Post funktionieren, doch wird dabei vergessen, dass die QUELLE derer diese sich bedienen, nach wie vor der traditionelle Journalismus ist.
Dessen, zugegeben
oft schwer zu beweisende, Integrität können Online-Quellen, solange Anonym, nicht bieten. Als Konsequenz ist ein mittelfristier Strukturwandel der Online-Medienlandschaft abzusehen, der einerseits durch Sättigung der steigenden Online-Leserzahlen, andererseits aber durch das Wegfallen vieler glaubhafter Quellen(sprich, Printmedien) bestimmt sein wird, was langfristig die Frage aufwirft, wie ein möglichst breites und zudem nachvollziebares Spektrum des Online-Journalismus gewährleistet werden kann.
Das Zeitungssterben als Folge des Web 2.0 Booms ist also ein kurzsichtiger Trugschluss.
Sei's drum.
Ich schließe: Zeitungssterben: Kurz und Mittelfristg durchaus wahr. Langfristig der Nachfrage(so sie denn besteht) und dem Anspruch(der online wohl noch entwickelt ) entgegengerichtet und desshalb nur temporär.
Bleibt die Frage: Frankfurter Rundschau - Notwendiges Opfer oder (Papier)Schiff auf dem Weg in's Wellental?